Heike Walter

How to mind scan – Investigation Program

Ich habe mir eine Untersuchungsmethode des Subjektiven erfunden, die zwischen emotional und rational, zwischen Wissenschaft und Kunst komplexe Situationen sortiert, linearisiert, neu schichtet und verknüpft. Eine Untersuchungsmethode, die im Eigentlichen scheitern muß, da sie nicht mehr Klarheit schaffen kann, sondern vielmehr eine Ästhetik des Diffusen, des Unscharfen entwickelt als eine mögliche Darstellung des Subjektiven: materialisierte Erinnerungsspuren.

Diese Untersuchungsmethode hat als Grundlage die tägliche Bewertung von 40 Kategorien der eigenen Befindlichkeit innerhalb einer Punkteskala von 1 bis 12. Ausgehend von diesen codierten Informationen, die innerhalb verschiedener Arbeiten über ein unterschiedliche Zeitspanne hinweg gesammelt werden, entwickle ich Transformationsmöglichkeiten in Formen der Kunst, wie Zeichnung, Skulptur, Malerei, Fotographie, Musik, Architektur

Arbeitsweise und Beschreibung

Die drei Grundelemente meiner Arbeitweise sind

* 40 Kriterien, nach denen ich mich täglich bewerte, und

* die Abfolge der aufeinander folgenden Tage.

Die Bewertung selbst erfolgt in einer schematisierten oder besser: codierten Art und Weise, indem ich zur Bewertung

* eine Skala von 1 bis 12 Punkten benutze.

Diese drei Grundelemente kann man sich als eine Art 3-dimen­sionales Koordinatensystem vorstellen, als x-, y- und z-Achse in ihren jeweils unterschiedlichen Darstellungsmög­lichkeiten.

 

Die Kriterien und ihre Bewertungsgrundlagen

1. Aufwachen Einschlafen

N° 1 und 2 werden nach der Uhrzeit bewertet, wobei a.m. gleich p.m. gesetzt ist,

2. Atelier/Arbeitsplatz Hausarbeit Einkaufen Lesen Fern­sehen Ausgehen Schlafen

N° 3 bis 9 werden in Stunden gemessen, d.h. wie viel Zeit am Tag habe ich mit… verbracht,

 3. Erlebnisbereitschaft Kooperation Durchsetzungsvermö­gen Diplomatie Disziplin Hemmungen Angst Frustration Erschöpfung Gefühlsverwaltung Unruhe Körper­gefühl/morgens Kopfgefühl/morgens Empfindlichkeit Interesse Balance Geduld Näheverträglichkeit Amusement Zweifel Aufnahmefähigkeit Kommunikation Hochmut Geiz Wollust Neid Völlerei Zorn Trägheit Körpergefühl/abends Kopfgefühl/abends

N° 10 bis 40 werden nach Intensität bewertet.

die Bewertungen werden täglich in tabellarischen Tage­büchern notiert, dann in eine diagrammatische Form, die sogenannte Tagesform, übertragen.

 

Transformation

Bei der Transformation in Formen der Kunst, verwende ich möglichst einfache Übersetzungsweisen: Bei den Portrait-Ink-Jet-Prints aus dem Delfina Projekt Mai 1999 wurden die gesammelten persönlichen (codierten) Daten in photographische Portraits übersetzt. Entsprechend der 40 Kriterien, multipliziert mit den 30 Tagen, wurde jedes Passphoto mittels einer tabellarischen Übersicht in 1200 Felder unterteilt. Die Information jeder einzelnen Einheit wurde, per Handarbeit am Computer, in einen entsprechenden Unschärfefaktor überführt:

0 = 0% Unschärfe, 1 = 10% Unschärfe, 2 = 20% Unschärfe, 3 = 30% Unschärfe, 4 = 40% Unschärfe, 5 = 50% Unschärfe, 6 = 60% Unschärfe, 7 = 70% Unschärfe, 8 = 80% Unschärfe, 9 = 90% Unschärfe, 10 = 100% Unschärfe, 11 = 110% Un­schärfe, 12 = 120% Unschärfe.

 

Die Übersetzung in Malerei folgt der Zuordnung von Grauwerten oder Farben zu den codierten Werten:

z.B. 0 = weiß, 12 = schwarz, den dazwischen liegenden Werten werden Grauwerte zugeordnet oder in Farbe: 0 = weiß, 1 = gelb, 2 = gelborange, 3 = orange, 4 = rotorange, 5 = rot, 6 = rotviolett, 7 = violett, 8 = blauviolett, 9 = blau, 10 = blaugrün, 11 = grün, 12 = grüngelb.

Bei der Übertragung in Musik werden die einzelnen Werte entsprechenden Tonhöhen zugeordnet:

0 = Pause, 1 = c, 2 = cis, 3 = d, 4 = dis, 5 = e, 6 = f, 7 = fis, 8 = g, 9 = gis, 10 = a, 11 = ais, 12 = h.

 

Die architektonischen Objekte und die Möbel ergeben sich aus Jahresdurchschnittswerten der Tagesformen.